Im Lauf der Jahrhunderte war es Pflicht für jeden europäischen Adeligen oder Künstler, einmal im Leben nach Italien zu reisen, auf die sogenannte Gran Tour zu gehen. Der berühmteste Deutsche, der Rom Ende des 18. Jahrhunderts besuchte, war Goethe. Den Wunsch, Italien zu bereisen, hegte er schon lange. Sein Vater hatte das Land bereits besucht, ein Tagebuch geschrieben und zahlreiche Stiche und Zeichnungen von römischen Monumenten mitgebracht, sodass Goethe bereits als junger Mann von Rom fasziniert war.
Für Goethe war die Situation in Weimar nicht immer einfach: Einerseits war er Freund, Ratgeber und Minister von Herzog Carl August, andererseits wollte er sich seiner Literatur widmen und eine erste Gesamtausgabe seiner Werke herausbringen. In einer Nacht- und Nebelaktion entschloss er sich, Karlsbad Richtung Rom zu verlassen. Die fast dreimonatige Anreise war beschwerlich und gefährlich, vor allem die Alpenüberquerung.
In Verona beschloss er, sich mit italienischem Schick neu einzukleiden, denn er fühlte sich in seiner Winterkleidung wie ein nordischer Bär. In Florenz hielt er sich nur wenige Stunden auf, denn sein großes Ziel war Rom. Auf der Piazza del Popolo, dem nördlichsten Platz der Stadt betrat er zum ersten Mal römischen Boden – ein einmaliges Empfinden, am Ziel seiner Wünsche und Träume angekommen zu sein. Für ihn war dieser Moment ein zweiter Geburtstag.
Gerne erzähle ich Ihnen mehr zu seinem fünfzehnmonatigen Aufenthalt in Rom, zu seinen dokumentierten Erlebnissen und Eindrücken. Dazu gehört auch der Besuch des Goethehauses und des Café Greco nahe der Spanischen Treppe.