Santa Maria in Trastevere

Die Kirche Santa Maria in Trastevere befindet sich im Herzen des Stadtviertels Trastevere. Für viele meiner Gäste gehört sie zu den schönsten Kirchen von Rom. Dort, wo heute die mittelalterliche Kirche steht, hat man kurz vor Christus eine Ölquelle entdeckt (wahrscheinlich Erdöl), später interpretiert als göttliches Zeichen für die Ankunft von Jesus Christus. Dieser Ort war also schon für die frühen Christen ein heiliger Ort. Deshalb haben sie sich hier bereits im 3. Jahrhundert versammelt, um heimlich eine Messe zu feiern. Solche Versammlungsorte der frühen Christen heißen Titulus. Eine erste Kirche entstand im 4. Jahrhundert, kurz nachdem die Christen nicht mehr in Rom verfolgt wurden. Die heutige Kirche wurde schließlich im 12. Jahrhundert errichtet. Sehr viel Baumaterial stammte aus antiken Gebäuden, wie z.B. den Caracallathermen.

An der Fassade sehen wir ein wunderbares mittelalterliches Mosaik, das erst kürzlich restauriert wurde. Allerdings wurde im 18. Jahrhundert vor der mittelalterliche Fassade eine Vorhalle, gekrönt mit vier Heiligenstatuen, errichtet.

Das Innere der Kirche zeigt uns eine perfekte romanische Basilika mit drei Schiffen, unterteilt durch antike Säulen. Der Fußboden wurde von den Cosmaten gearbeitet (siehe meinen Artikel über die Cosmaten), genauso wie die Chorschranken und der Osterleuchter.

Besonders schön ist das Absismosaik (Mitte des 12. Jahrhunderts), wo eine Krönung von Maria dargestellt wird. Darunter sehen wir das Lamm Gottes, Jesus Christus, umgeben von den 12 Lämmern, die die 12 Apostel symbolisieren. Typisch mittelalterlich ist der goldene Hintergrund.

Etwa 150 Jahre später entstanden unter dem Absisbogen die bedeutenden 7 Mosaikfelder von einem Künstler namens Pietro Cavallini, der um 1300 in Rom ein wichtiger Künstler war und stilistisch Giotto sehr nahe stand. Seine Werke führen bereits vom Mittelalter in die beginnende Neuzeit, d.h. wir haben bereits im Hintergrund etwas Natur dargestellt. Die Personen bekommen mehr Volumen, sind nicht mehr nur zweidimensional. Im Zentrum sehen wir Maria mit dem Christuskind, daneben Petrus und Paulus. Davor kniet der Auftraggeber Kardinal Pietro Stefaneschi, der im linken Seitenschiff auch begraben liegt. Die anderen Mosaike zeigen uns die Geschichten von Maria und Christus. Sehr gut erkennt man die Verkündigung und die Anbetung der heiligen drei Könige.

Am Ende des linken Seitenschiffes schließt sich die Cappella Altemps aus dem 16. Jahrhundert an, errichtet von einem Kardinal Marco Sittico Altemps. Sie ist, typisch für die Zeit, prächtig dekoriert mit Stuck und Malereien. Berühmt ist hier die Ikone der Madonna della Clemenza, ein auf Pinienholztafeln gemaltes Marienbild aus dem 6./7. Jahrhundert. Es grenzt an ein Wunder, dass ein Holzbild aus dieser Epoche noch erhalten ist und nicht durch Feuer zerstört wurde.

Sehr schön ist der Brauch, daß jedes Jahr die sozial engagierte Gemeinschaft von S. Egidio hier in der Kirche an Weihnachten ein großes gemeinsames Weihnachtsessen veranstaltet für alle Armen und Obdachlosen der Stadt. Man sieht davon auch Photographien im linken Seitenschiff.

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